Vom Meer zum höchsten Berg Washington’s

Vor gut einer Woche haben wir beim Fürabendbierli auf Vancouver Island über die Salische See in die USA geschaut. Heute sind wir genau da angekommen, nämlich auf der Olympic-Halbinsel. Ein Grossteil der Halbinsel ist ein Nationalpark der bekannt für seine Berge, den Regenwald und die wilde Küste ist. Wir fahren als erstes an die Küste, denn wir vermissen das Meer 😊

Am Rialto Beach kann man grosse Gezeitenunterschiede sehen. Teile des Riffs das normalerweise Unterwasser ist, ist bei Ebbe zu Fuss erreichbar. Dabei werden Muscheln, Seesterne, Fische, Krebse oder andere Wasserlebewesen für uns erreichbar ohne Nass zu werden. Der Strand ist zudem voller Treibholz, ganze Bäume die entwurzelt sind und seit Jahren am Strand liegen und Lebensraum für verschiedene Kleintiere bieten. Wir spazieren den Strand entlang bis zum «Split Rock», einem gespaltenen Felsen. Das «Hole in the Wall», einer Höhle, die bei Ebbe begangen werden kann, erreichen wir nicht mehr. Obwohl wir heute den Tag mit der tiefsten Ebbe des Monats haben, sind wir etwas zu spät. Das Loch ist zwar noch nicht geflutet, der Weg dafür jedoch schon. Der einzige Weg führt noch über die scharfen Klippen, was wir für heute aber lieber sein lassen.

Im Olympic Nationalpark befindet sich einer der wenigen gemässigten Regenwälder der USA, der Hoh Rainforest. Dass es sich um einen Regenwald handelt, merken wir gleich nach wenigen Kilometern fahrt landeinwärts. Dichter Wald säumt die Strasse und es wird richtig dunkel. Kein Sonnenlicht kommt mehr durch die dichten Baumkronen des Waldes. An den Baumstämmen wächst Moos und es ist alles feucht. Durch die mystische Landschaft schlängelt sich die enge Strasse zum Besucherparkplatz. Der Andrang hier ist riesig und wir warten über eine Stunde bis wir nur einen Parkplatz erhalten!

Doch der Besuch hat sich gelohnt, die kurzen Wanderungen die man hier machen kann, sind richtig schön. Durch den Wald, an richtig grossen, alten und dicken Bäumen vorbei. Alles ist grün, moosig und feucht. Feucht wird es dann auch wirklich noch. Obwohl kein, oder nur wenig Sonnenlicht durch die Baumkronen kommt, der Regen kommt durch. Es beginnt zu nieseln und dann tröpfeln und dann regnet es. Wir schaffen es grad noch so in den schützenden Lenny. Im regnerischen Regenwald verbringen wir noch eine Nacht auf der Olympic Halbinsel.

Wir sind richtig happy. Mit viel Glück (wir können uns selbst nicht genau erklären, wie das funktioniert hat) haben wir uns einen Platz auf einem zentral gelegenen Campingplatz im Yellowstone Nationalpark reserviert. Normalerweise sind die Plätze Monate im Voraus ausgebucht. Nun haben wir ein Ziel vor Augen. Wir müssen in 4 Tagen im Yellowstone sein, gut 1’500 Kilometer im Landesinnern. Aber easy, das ist für uns ja kein Problem 😊

Auf dem Weg liegt aber noch der Mount Rainier Nationalpark und den wollen wir keinesfalls verpassen. Zumindest Manuel, Steffi hats jetzt nicht soo mit Bergen 😊 Wir wollen den höchsten Berg des Bundesstaates Washington von ganz nahe sehen und fahren im nördlichen Teil des Parkes zu einer Wanderung, die genau das verspricht: geniale, wenn nicht beste, Aussicht auf den 4’400 Meter hohen Vulkan Mount Rainier. Der Tolmie Peak Trail führt zu einem Feuerwachturm und den Wanderweg erreicht man über eine 30 Kilometer lange Schotterpiste. Wir denken uns «easy», da haben wir im Yukon schlimmeres erlebt. Doch die Strasse hat es in sich. Staubtrocken und mit sehr viel Verkehr führt sie den Berg hinauf zum Mowich Lake. Die Wanderung ist wohl so was wie der Napf von Seattle und es ist Wochenende. Gefühlt jeder aus der Region möchte hier seinen freien Tag verbringen und dementsprechend viel Staub wir von den über die Piste rasenden Pickups aufgewirbelt. Wir fahren einfach im Schritttempo, so wie es für Lenny und seine Insassen am angenehmsten ist. Lenny ist nicht mehr dunkelgrau, sondern staubig hellgrau.

Es ist zwar ziemlich bewölkt, doch der Mount Rainier blickt immer wieder durch die Wolken durch. Aus diesem Grund entscheiden wir uns die Strasse auf uns zu nehmen und im späten Nachmittag die Wanderung zu starten. Etwa um 6 Uhr abends haben wir die 5 Kilometer und 470 Höhenmeter bis zum Gipfel hinter uns. Doch der Berg hat sich in dichten Wolken versteckt. Wir sehen rein gar nichts ☹ Manuel ist etwas enttäusch, hat er sich doch so auf diesen Berg gefreut. Wir beschliessen auf dem Rückweg, die Wanderung morgen früh halt ein zweites Mal zu machen. Easy, sind ja nur 10 Kilometer 😉Damit wir die Strasse nicht ein zweites Mal fahren müssen, schlafen wir direkt ausserhalb des Nationalparks auf einem Waldweg.

Wir werden noch bei Dunkelheit vom Wecker aus dem Schlaf gerissen. Manuel wagt den Blick nach draussen. Klarer Himmel und am Horizont geht die Sonne auf. Wir erreichen den Feuerwachturm und haben die versprochene Aussicht. Atemberaubender Blick auf den über 4000 Meter hohen, mit Gletscher überzogenen Vulkan. Schaut euch die Fotos an, uns hat es sehr gefallen 😊 Auf der anderen Seite erblicken wir in der Ferne sogar den Mount Baker im North Cascade Nationalpark und die Skyline von Seattle ist sichtbar, wenn auch nur mit Fernglas.

Noch vor dem Mittag sind wir zurück bei Lenny und fahren in Richtung Yellowstone. Wir nehmen die malerische Route und nicht den Highway. Diese führt uns nochmals durch den Mount Rainier Nationalpark mit einmaliger Aussicht auf den Gipfel. Dann durch die Farm-Landschaft von Washington mit duzenden von kilometerweiten Hopfen-Plantagen, in den nächsten Bundesstaat Idaho, bis nach Montana. Zwei Tage sind wir mehrheitlich am Fahren. Das wohl grösste Highlight ist der nicht authentische, aber sehr feine Italo-Food im Olive Garden, Food-Koma inklusive.

Wir freuen uns auf den Yellowstone und sind bereits am Vorabend kurz vor dem Eingang. Wir sind happy denn auch hier, keine Stunde ausserhalb des Parkes, haben wir einen wunderschönen Schlafplatz gefunden. Sogar mit Blick auf eine rotgefärbte Bergkette, die Madison Range, bei Sonnenuntergang.

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