Tropische Nächte auf der Panamericana

Über das traumhafte Hochland Oaxacas fahren wir der Küste entgegen. Nach einigen Wochen im Landesinneren von Mexiko, freuen wir uns wieder auf den Strand und eine Abkühlung im Meer. Die kurvige Fahrt über die Berge dauert den ganzen Tag und kurz vor dem Ziel merken wir, dass einige Autos vor uns ein anderer Europäer fährt. Irgendwie kennen wir das Auto, aber wir haben keine Ahnung mehr woher. Als wir dann an einer Kreuzung den VW Bus einholen sehen wir, es sind Cari und Tom. Zwei Deutsche, die wir zwar noch nicht kennengelernt haben, aber wir waren online schon mal mit Ihnen in Kontakt da sie seit Baja ziemlich dieselbe Route fahren wie wir. Wir tauschen uns kurz am Strassenrand aus und verabschieden uns wieder, denn wir haben nicht dasselbe Ziel. Wir wollen nach Mazunte, einem kleinen Touristendörfchen an der Küste.

In Mazunte suchen wir uns erstmal einen Schlafplatz. Angeblich kann man auf dem Fussballplatz der Schule übernachten. Bei unserer Ankunft kommt uns gleich der Schulleiter entgegen und warnt uns, morgen früh haben die Schüler Morgensport, es wird dann ziemlich laut. Wir sollen doch einfach auf die Wiese hinter dem Schulhaus, die gehört auch der Schule und da dürfen wir bleiben so lange wir wollen. Auf dem Platz hinter der Schule parken wir neben einer französischen Familie, welche wir auch schon einige Male angetroffen haben. Der perfekte Stellplatz. Keine hundert Meter vom Meer, in der Nähe hat es Restaurants und der Erlös geht direkt an die Schule.

Das Meer ist das Stichwort. Deshalb sind wir schliesslich hier. Was wir noch vergessen haben zu erwähnen, wir sind innerhalb eines Tages vom trockenen Klima in den Bergen an die Küste gefahren und haben jetzt eine Luftfeuchtigkeit von 95%. Uns hat es fast erschlagen. Alles ist feucht und klebt, richtig unangenehm. Deshalb ruft jetzt das Meer! Der Strand von Mazunte lässt sich sehen, er ist klein und überschaubar und es gibt diverse kleine Restaurants. Wir geniessen den Strand in vollen Zügen, wenn auch die Wellen des Pazifiks doch nicht zu unterschätzen sind. Zum Baden ist es noch nicht der perfekte Strand. Wir geniessen ein paar Bierchen im Sand, hauptsächlich damit wir die Dusche des Restaurants benutzen dürfen. Ok nicht nur deshalb, auch wegen der Abkühlung der Kehle natürlich.

Mazunte hat nicht nur den Strand, nein auch der Ort selber ist cool. Es ist ein kleiner Aussteiger/Hippie-Ort und es gibt sooo viele coole Restaurants und Baren. Uns gefällt es sehr und deshalb entscheiden wir uns auch gleich noch eine Nacht länger zu bleiben. Endlich gibt es auch wieder frischen Seafood, wir entscheiden uns heute für Fisch mit viiiiel Knobli 😊

Die Nächte in Mazunte sind alles andere als angenehm. Wir haben Temperaturen von um die 35°C durch den Tag und am Abend kühlt es nicht wirklich ab. Es herrschen noch Temperaturen um die 25°C und trotz offenen Fenstern kühlt es in Lenny nicht wirklich ab, zumindest nicht bis irgendwann früh morgens.

Da frühmorgens ziemlich angenehme Temperaturen herrschen wollen wir dies auch nutzen und eine Wanderung auf die Klippen vor Mazunte machen. Der Punta Cometa ist ein kleines Schutzgebiet das mit schönen Stränden, steilen Klippen, Panoramaaussicht und geheimen Badeplätzen auftrumpft. Ist wohl auch bei Nacktbadern sehr beliebt, können wir leider aus erster Hand berichten 😂 Obwohl wir früh los gehen, sind die Temperaturen (und vor allem auch die Feuchtigkeit) bald wieder auf dem sehr unangenehmen Niveau von gestern. Es hilft nur eines. Möglichst schnell zurück ins Dorf und an den Strand.

Der nächste geplante Stopp auf unserer Route ist Zipolite. Doch wir überspringen das Dörfchen. Zum einen ist es nur wenige Kilometer entfernt und zum andern gibt es keine günstig gelegenen Campingmöglichkeiten, die uns ansprechen. Von den Deutschen, die wir vor zwei Tagen getroffen haben, haben wir gehört, dass zudem das Nudist-Festival sei und alle nur nackt rumlaufen. Nicht so unser Ding. Wir fahren zwei Stunden weiter in den Süden in den Ort Bahia de San Augustin, direkt an der Grenze zum Huatulco Nationalpark, einem Marine Schutzgebiet. Wir erreichen den Ort an einem Sonntag und dementsprechend ist der Strand voll mit Einheimischen, die den schönen Strand in einen mit orangen Schwimmwesten übersäten Strand umwandeln. Ganz am südlichen Ende des Strandes finden wir aber einige abgelegene Örtchen, wo es keine Leute hat und wir unsere Ruhe für ein kleines Strandnickerchen haben. Das Beste aber am Strand ist definitiv das Riff. Viel hatten wir nicht erwartet aber nach nur 5 Minuten im Wasser haben wir grosse Fischschwärme, Baracudas oder auch Kugelfische gefunden. Sehr schön!

Unser kurzer Abstecher an die Küste Oaxacas ist schon vorbei. Wir wollten nur ein paar Tage an den Strand, bevor wir uns wieder in die Berge und in Richtung Dschungel machen. Unser erstes Ziel in Chiapas ist Tuxtla Gutierrez, die Hauptstadt des Bundesstaates. Die Fahrt von 450 Kilometern dauert über 6.5 Stunden und ist uns zu viel für einen Tag. Wir wollen den Morgen noch am Strand verbringen und nicht den ganzen Tag im Auto sitzen. Deshalb kontaktieren wir Rodrigo, der seinen Garten als Übernachtungsplatz anbietet und etwa auf halbem Weg liegt. Wir sind übrigens wieder auf dem richtigen Weg, so zumindest gemäss den Strassenbezeichnungen. Als wir an einem Rotlicht halten müssen (oder dürfen, ist ja eher optional hier in Mexiko) fällt Steffi das Strassenschild neben uns auf: «Carretera Panamericana». Auf der Strecke zum Haus von Rodrigo fällt uns auch auf, dass uns immer wieder viele Fussgänger auf der Autobahn entgegenkommen. Junge, Alte und auch Familien mit Kleinkindern.

Rodrigo, den man hier im Dorf nur «Roro» oder auch «Profe» nennt, zeigt uns bei der Ankunft gleich mal sein ganzes Grundstück. Er pflückt uns ein paar Mangos vom Baum und heisst uns in seinem Garten willkommen. Seinen Spitznamen «Roro» kommt vom Ro in Rodrigo. Sein zweiter Name «Profe», was in Mexiko nichts anderes als «Lehrer» bedeutet hat er von seinem Beruf. Er ist hier an der lokalen Schule der Englischlehrer und zudem unterrichtet er den Kinder das Fahren von Traktoren. Ja, wir sind auf dem Land in einem kleinen Dorf 😊 Wir unterhalten uns den Abend mit Roro und kommen auch auf das Thema zu sprechen, weshalb es denn so viele Fussgänger auf der langen, windigen Strecke hatte. Er erzählt uns, dass viele der Leute Flüchtlinge aus Venezuela und Afrika seien und von Mexiko eine 10-tägige Durchgangsgenehmigung erhalten. Wenn sie innert 10 Tagen die Grenze der USA nicht erreichen, werden die Leute wieder zurückgeschickt. Wir denken uns nur, 10 Tage und das ganz ohne Geld und Fahrzeug?! Das ist ja kaum möglich. Kein einfaches Thema wie man merkt, denn auch er möchte gerne helfen und Ihnen zum Beispiel eine Unterkunft auf dem Weg gegen Norden anbieten. Doch er darf nicht, denn er bekäme nur Probleme.

Bevor wir in Rodrigos Garten einschlafen, erklärt er uns noch die Namen der diversen Pflanzen in seinem Garten und welche Früchte wann geerntet werden können und wie sie schmecken. Wir glauben, dass es keine Pflanze in Mexiko gibt, die nicht auch hier in seinem Garten wächst.

Wir verabschieden uns am nächsten Morgen von Rodrigo und seiner Familie und verlassen die Küstenregion. Es geht wieder hoch, rauf aufs Hochland und schon nach wenigen Kilometern verlassen wir den Bundesstaat Oaxaca. Wir sind nun in Chiapas, dem Bundesstaat, vor dem uns alle warnen. Chiapas ist berüchtigt für blockierte Strassen in kleinen Bergdörfern und die Strassenblockaden der Zapatisten – einer revolutionären, indigenen Gruppierung.

Fingers crossed, dass wir sicher durchkommen.

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