Staubige Angelegenheiten in der Prärie

Der nächste Teil unserer Reise führt uns in die kanadische Prärie. Durch kleine Dörfer, entlang von riesigen Feldern. Auf einer staubigen Schotterpiste fahren wir, nur wenige Kilometer von der US-Grenze entfernt, in den östlichen Teil des Grasslands Nationalparks. Der East-Block des Parks ist bekannt für seine geografischen Besonderheiten und die archäologischen Funde. Die Strasse durch den Park namens «Badlands Parkway» erstreckt sich auf 11 Kilometern entlang eines Canyons mit Blick über die Prärie und informiert an verschiedenen Aussichtspunkten mit Infotafeln. Zum Beispiel über eine weisse Linie im Gestein, dass «KPG», ein Material, welches angeblich auf der Erde nicht vorkommt und vom Meteoriten-Einschlag stammt, der die Dinos auslöschte. «Badlands» trifft es voll auf den Punkt, denn nicht nur die Landschaft, sondern auch das Wetter ist wieder mal richtig «bad». Dieses Mal haben wir mit orkanartigem Wind zu kämpfen, der uns wirklich alles um die Ohren bläst.

Am nächsten Tag schauen wir uns die Landschaft mit etwas weniger Wind und strahlender Sonne nochmals an, bevor wir die zweistündige Fahrt in den westlichen Teil des Parks auf uns nehmen. Der West-Block ist bekannt für Tiere wie zum Beispiel Bison, Kojoten, Antilopen und Präriehunde.

Zu Beginn machen wir eine kleine Wanderung im Klapperschlangen-Terrain. Ohne Schlange aber mit super Ausblick ist diese Wanderung wirklich toll. Zudem sehen wir auch noch einen seltenen short-horned Lizard, obwohl diese sehr klein und somit extrem schwer zu finden sind. Bei der Fahrt in den Park nerven uns die selbstmordgefährdeten Ziesel ein wenig, da sich diese mitten auf der Strasse sonnen oder im letzten Moment vom Strassenrand auf die Strasse rennen. Anfangs halten wir die Ziesel für Präriehunde, aber wenige Kilometer weiter hören wir das Pfeifen oder das Bellen, wie es auch genannt wird, der echten Präriehunde. In der «Hunde-Stadt» mit hunderten unterirdischen Bauten spazieren wir durch das Gepfeife der kleinen Nager. Auf dem Weg zum Campground läuft uns dann ein Kojote über den Weg. Die erhofften Bisons bleiben für heute leider nur schwarze Punkte am Horizont.

Das Camp stellt kostenlos Gasgrills zur Verfügung, perfekt um unsere Rindssteak zu grillen. Dabei kommen wir mit ein paar Kanadiern ins Gespräch die total begeistert von Lenny sind. Das passiert und übrigens täglich mindestens 1x und sogar Steffi weiss mittlerweile die Fakten zu unserem Fahrzeug. Für uns unverständlich, ist unser Fahrzeugmodell hier ein wahrer Exot und mittlerweile ein sehr oft fotografiertes Model 😉
Die Sonnenuntergänge in der Prärie sind wunderschön und zu unserem Glück lichten sich die Wolken jeweils spätestens am Abend.

Der Grasslands Nationalpark ist ein sogenanntes Dark Sky Preserve und wird vor Lichtverschmutzung geschützt. Wir stellen den Wecker und erwischen eine sternenklare Nacht. Eisig kalt, aber unglaublich schön! Wir sehen die Milchstrasse ganz klar und immer wieder huschen Sternschnuppen vorbei.

Am nächsten Morgen werden wir von den ersten Sonnenstrahlen geweckt. Heute ist wandern angesagt. Es gibt verschiedene Trails im Park und wir entscheiden uns für denjenigen mit einer 360°-Sicht über die Prärie. Zu Beginn sehen wir in der Ferne einige Bison, dann lange nichts ausser dem tollen Ausblick über die Prärie. Gegen Ende der Wanderung läuft uns ein Kojote über den Weg. Wenig später eine Pronghorn-Antilope, auch bekannt als Gabelbock. Auch heute geniessen wir wieder den Gasgrill des Camps, den wunderschönen Sonnenuntergang und den atemberaubenden Sternenhimmel.

Am letzten Morgen im Park gönnen wir uns eine feine Rösti mit Speck und Spiegelei und fahren anschliessend zurück in Richtung Parkausgang. Auf dem Weg sichtet Steffi einen Kojoten, der das Camp beobachtet, wahrscheinlich in der Hoffnung das jemand etwas Essbares hinterlässt. Kurz vor dem Ausgang des Parks erblicken wir zwei Bison, zwar einige Meter neben der Strasse, aber so nah haben wir sie bis jetzt noch nicht gesehen. Während wir den Bison beim Herumliegen zusehen, entdeckt Manuel rechts von uns einen Kojoten. Keine zwei Sekunden später erblickt Steffi noch einen weiteren Kojoten, mitten in «Dogtown», auf Lauerstellung. Er hat sich ein Opfer ausgesucht und innert wenigen Sekunden hat er das arme Präriehündchen geschnappt und runtergeschlungen. Wir haben ja schon Kills in Afrika gesehen, aber hier – das hätten wir uns nie gedacht 😊

Glücklich fahren wir westwärts, raus aus dem Park, raus aus Saskatchewan in den nächsten Bundestaat Alberta. Die Landschaft, immer noch die gleiche Einöde, Farm an Farm. Hier im Westen auch gelegentlich eine Erdöl-Pumpe und plötzlich nur noch Öl-Pumpen. Bald wird uns klar wieso. Ein «Welcome to the Gas-Capital of Canada»-Schild begrüsst uns in Medicine Hat. Hier erledigen wir alles was man nach drei Tagen im staubigen, trockenen Nationalpark ohne Dusche erledigen muss 😊 Erst eine Dusche für Lenny, dann eine Dusche für uns, danach ein Waschgang für unsere Kleider und alles inklusive uns glänzt wieder wie neu.

Zudem tanken wir so voll wie möglich, denn noch vor einem Monat als wir im Osten Kanadas starteten, war der Diesel pro Liter ca. CAD 2.50, was ungefähr CHF 1.90 entspricht. Aktuell sind wir bereits bei CAD 1.78 (ca. CHF 1.38) angelangt. So kann es gerne weiter gehen. 😊

Wir fahren weiter zum Head-Smashed-In Buffalo Jump, Merci Dani für den Tipp. Dies ist eine Kultur-Stätte der Blackfoot-Indianer. Hier wurden für Jahrtausende Bison über die Klippen gejagt. Ein sehr interessantes Museum und ein kurzer Spaziergang entlang der Klippen mit Sicht auf die Rocky Mountains. Diese sind noch nicht unser nächstes Ziel, vorher statten wir den Cowboys einen Besuch ab.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert