Seek immediate shelter in Toronto!

Durch den dichten Verkehr der Agglomeration Torontos fahren wir dem Lake Ontario entlang in Richtung USA. Kurz vor der Grenzstadt Niagara zweigen wir zum Lake Erie ab, dem zweiten der grossen Seen von Amerika. Am Crystal Beach in Fort Erie, anscheinend dem Treffpunkt der Jugendlichen mit aufgemotzten Pickups, kochen wir unser Abendessen und geniessen den wunderbaren Sonnenuntergang.

Am nächsten Morgen, nur wenige Autominuten Richtung Norden, sehen wir bereits die Werbeschilder der Hotels und Casinos auf den Hochhäusern leuchten. Wir fahren, entlang der Rapids des Niagara Rivers und der Wasserfälle, rein ins Zentrum von Niagara Falls. Es ist eine mystische Stimmung, die Sonne steht noch sehr Tief, die Gischt der Fälle macht einen ganz Nass und es ist kalt und windig. Trotzdem sind wir begeistert von der Wucht und dem vielen Wasser, das über die Kante fliesst. Wir geniessen den Anblick und die atemberaubende Aussicht über das Wasser in die Vereinigten Staaten mit einem warmen, etwas wässrigem, Kaffee von Tim Hortons.

Weiter geht es nach Toronto. Auf dem Queen Elisabeth Way kriegen wir schon mal die erste Ladung Sightseeing ab. Der Highway führt auf einer Brücke queer durch die Stadt, zwischen den Wolkenkratzern hindurch, neben dem CN Tower, dem Eishockey und dem Football Stadion vorbei. Wir durchqueren die Innenstadt und begeben uns als erstes zu den Scarborough Bluffs am Ufer des Lake Ontario. Weiter geht es in den Rouge Urban Nationalpark. Da unternehmen wir eine kurze Wanderung und kochen unser Abendessen. Leider werden die Parkplätze des Nationalparks am Abend abgesperrt und es ist strikt untersagt hier zu übernachten bzw. nur schon zu parkieren. Aus diesem Grund fahren wir weiter zu einem Walmart, welcher in einem ziemlich zentralen Vorort von Toronto liegt. Auf dem Weg dahin läuft uns plötzlich mitten in der Stadt ein Kojote entgegen!

Nach einer sehr warmen Nacht, nach den 0 Grad Nächten fühlte es sich schon fast tropisch an, machen wir uns auf ins Zentrum von Toronto. Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen nehmen wir die Fähre nach Toronto Island. Von der Insel aus hat man einen Wahnsinnsblick auf die Skyline von Toronto. Auf der Insel selbst kann man tolle Spaziergänge machen und es fühlt sich überhaupt nicht nach Grossstadt an.

Wieder zurück in der Innenstadt, es ist schon fast Mittag, macht sich der Hunger langsam bemerkbar. Der Plan ist es diesen im Kensington Market, einem hippen Multi-Kulti-Viertel, zu stillen. Wir wollen mit dem Bus oder der Strassenbahn hinfahren. Dies sollte ja kein Problem darstellen, schliesslich sind wir schon in vielen Städten auf der ganzen Welt mit dem ÖV umhergereist, da sollten wir das in Kanada also wirklich hinkriegen. Ehm ganz so einfach war das dann nicht… Wir wissen zwar welche Linie wir nehmen müssen, aber da wo der Abfahrtsort der roten Linie sein sollte, ist nur die Gelbe…! Mit Hilfe eines netten Angestellten, dessen Aufgabe es ist den verwirrten Touristen zu helfen, sitzen wir eine Stunde später in der richtigen Strassenbahn. Steffi ist bereits bizzli hangry, jetzt heisst es ab zum Essen.

Kaum aus der Bahn ausgestiegen, erhalten wir auf unser Smartphone eine Benachrichtigung der kanadischen Regierung: «Seek immediate shelter!» Die Region, in welchem unsere Smartphones ins Netz eingewählt sind, wird gleich von einem heftigen Sturm heimgesucht. Es ist doch sonnig und schön und heiss – was soll denn das? Wir spazieren durch Kensington, zum Market 707, zurück zum Kensington Market. Der Himmel wird immer dunkler, bis er fast schwarz ist. Und plötzlich, wie aus dem nichts ist der Sturm da. Heftige Windböen wirbeln alles was kein Halt hat umher. Staubböen wehen uns durch die Haare und es beginnt heftig zu regnen. Wir flüchten in den nächstgelegenen Taco-Stand – somit gibt es heute also Tacos zum Mittagessen. Später hören wir im Radio, dass dieser lediglich 90-sekündige Sturm so heftig gewesen sei, dass es überall in der Stadt Bäume entwurzelt hat. Wir verlassen die Taco-Bude keine halbe Stunde später und es ist wieder sommerlich schön.

Wir stellen fest, dass wir zu Fuss praktisch gleich schnell wie mit der Bahn an unser Ziel kommen und dafür keinen erneuten Nervenzusammenbruch riskieren. Von nun an laufen wir…

Via Chinatown und Toronto City Hall laufen wir zum St. Lawrence Market. Ein Markt mit frischem Gemüse, Früchte, Käse und Fleisch, soweit das Auge reicht. Ein sehr cooler Markt und wie ihr vielleicht schon gemerkt habt, wir lieben Märkte! 😊

Nicht weit davon entfernt ist der Distillery District. Ein ehemaliges Industriegebiet, das einmal die grösste Schnapsbrennerei der Welt beherbergte, ist heute ein Viertel für Kunst und Unterhaltung. Neben den vielen Kunst- und Handwerk Ausstellungen und Shops sind in den schönen Backsteinbauten diverse Bars und Restaurant untergebracht. Überraschung… wir entscheiden uns für die Mill St. Brewery, welche auch gleich hier das eigene Bier braut.

Gegen Abend schauen wir wieder bei Lenny vorbei und hoffen, dass er den Sturm gut und vor allem unbeschadet überstanden hat. Wir verbringen noch einmal eine ziemlich warme Nacht auf demselben Walmart Parkplatz wie gestern.

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