Lenny the beachboy

Wir fahren weiter in Richtung Süden. Zwischen Tausenden von sogenannten Cardón Kakti hindurch. Die Gigantes oder einfach Riesenkakteen, welche zur grössten Kaktus-Art der Welt zählen, säumen die Landschaft und der Highway führt mittendurch. Von Kalifornien sind wir uns noch breite Highways mit über 10 Spuren gewöhnt. Auf Baja California hat ein Highway zwei enge Spuren, die immer wieder mal nicht geteert und durchlöchert wie Emmentaler sind. Eine Schulter, so nennen die Amis den Streifen neben der Strasse, gibt es nicht. Die Strasse endet abrupt mit einem meterhohen Absatz gegen unten. Es wird immer ziemlich eng, wenn ein LKW mit überhöhtem Tempo auf der Gegenfahrbahn vorbeirast. Zum Glück ist Lenny nicht all zu breit.

Wir wollten eigentlich noch südlich von San Felipe an einem Strand übernachten, da die Fahrt bis nach Bahía de los Ángeles gemäss Navi etwas zu weit ist. Der erste Strand, den wir anfahren ist aber so extrem windig, dass wir entscheiden, noch etwas zu fahren. Bald merken wir zudem, dass Google Maps wohl nicht ganz aktuell ist. Anscheinend kennt Google den neuen Highway noch nicht und unsere Fahrzeit verkürzt sich plötzlich um 2 Stunden. Anstatt irgendwo im nirgendwo noch eine Nacht zu verbringen, entscheiden wir durchzufahren. Wir erreichen Bahía de los Ángeles am späten Nachmittag und haben Glück auf einem kleinen Campground einen Platz zu finden. Oder besser gesagt, ein sandiger Platz zum Parken, viel mehr ist es nicht. Hauptsache Toilette, Dusche und ein Restaurant mit leckeren Fisch-Quesadillas. Wenige Minuten nach unserer Ankunft erreichen auch die Zürcher Familie und die beiden Ungaren die wir alle in Guadeloupe schon kennengelernt haben den Campingplatz.

Am nächsten Tag wollen wir Bahía de los Ángeles abchecken. Wasser füllen, einkaufen und Tacos essen. Das Dörfchen hat aber vor zwei Monaten sehr gelitten, als der Hurrikan Kay über Baja hinwegfegte. Viele zerstörte Häuser und einige Restaurants die nicht oder nicht mehr oder noch nicht wieder offen sind. Deshalb haben wir schnell gesehen, was wir sehen können und wollen im Tauchcenter einen Ausflug für morgen organisieren. Doch leider ist es noch immer zu windig, die Sicht unter Wasser ist nicht gut und daher empfehlen sie uns nicht, bzw. erst in ein paar Tagen ins Wasser zu gehen. Wir fahren deshalb zu einem Strand ausserhalb von Bahía, dem Playa La Gringa. Ein wunderschöner Strand auf welchem man kostenlos übernachten kann. Wir bleiben gleich zwei Nächte, da es uns so gefällt und schnorcheln und sönnelen den ganzen Tag in der, zum Glück etwas windgeschützten, Bucht. Direkt am Strand schnorcheln wir mit super vielen Stachelrochen und bei Sonnenuntergang versammeln sich am Strand Hunderte Seesterne, da es langsam Ebbe wird.

Wir fahren weiter in den Süden und verlassen schon bald den ersten Bundesstaat von Mexiko. Von Baja California fahren wir in den Bundesstaat Baja California Sur. Die touristischen Hotspots von Baja befinden sich alle eher im südlichen Teil und wir steuern den Ersten an. Das Städtchen San Ignacio ist unser erster Stopp. Die Pilgerstadt wurde von Jesuiten gegründet und das Dorf entstand rund um die alte Kirche. Der Ort ist zudem eine riesige Oase. Vor kurzem noch in der Wüste, sind wir nun plötzlich inmitten grüner Landschaft mit vielen Palmen und Gewässern.

Die Ortschaft Mulegé ist unser nächstes Ziel. Mulegé ist der Ausgangsort für die Bucht «Bahía Concepción» mit ihren wunderschönen Stränden. Bevor wir aber an die Strände fahren, geniessen wir noch einige Nächte im Dörfchen und geniessen die feinen Taco-Stände und Restaurants. Ein kleiner Geheimtipp, der uns von anderen Reisenden empfohlen wurde, ist der kleine Campground Huerta Don Chano etwas ausserhalb des Ortes. Wir haben unseren eigenen kleine Garten mit Palmen und exotischen Pflanzen und immer wieder stattet uns ein Kolibri einen Besuch ab. Seit wir in Mexico sind, fällt uns eines auf: es hat sehr viele Hunde, Strassenhunde aber auch Hunde, die jemandem gehören… aber auch mehr oder weniger auf der Strasse leben. Und sie lieben es gestreichelt zu werden oder einfach schon neben dir im Restaurant am Boden zu liegen. So auch in Mulegé, wie haben fast einen Hund mit einem Auge adoptiert. Natürlich nicht, er gehört zum Camping-Inventar 😊

An der Conception Bay campen wir auf verschiedenen Stränden direkt am türkisblauen Meer. Nur wenige Meter trennen unser Bett vom Wasser und jeweils das Erste am Morgen ist der Sprung ins Wasser. Wir geniessen die Tage am Meer sehr, ohne Internet oder Empfang. Ab und zu wieder einmal ein kleiner Smalltalk mit kanadischen Snowbirds (pensionierte Kanadier, die vor dem Schnee flüchten) aber ansonsten einfach etwas Zeit allein, tut auch mal gut. Auf dem Playa El Requeson unserem letzten Stopp an der Bucht lernen wir zwei junge Franzosen kennen, die am Strand fischen und Muscheln sammeln. Als sie am nächsten Tag losfahren, merken sie, dass sie viel zu viel Muscheln haben und lassen uns eine Portion zurück. Was gibt es Besseres als frische Muscheln direkt aus dem Meer…

Wenig später fahren zwei Schweizer zu, die seit 4 Jahren in einem Duro der Schweizer Armee unterwegs sind. Wenig später fährt eine französische Familie zu. Dann noch eine französische Familie, gefolgt von einer Belgischen und so geht es weiter. 6 französischsprechende Familien mit etwa 15 Kindern… der friedliche Abend von gestern ist Geschichte, dafür gibt’s ein feines Glas Wein von den Belgiern.

Loreto gehört zu den magischen Städtchen Mexikos, den Pueblos Mágicos. Das sind Orte die wegen ihrem charakteristischen und typischen mexikanischen Erscheinungsbild als besonders sehenswert gewertet werden. Loreto ist für uns der letzte Stopp, bevor es in den noch viel touristischeren Süden geht. Wir fahren, wie es die Beschreibung sagt «einfach rein in die Fussgängerzone». Leider aber eine Strasse zu früh, Lenny steht plötzlich vor dem Regierungsgebäude mitten auf der Plaza und es geht nicht lange bis neben Manuel ein Polizist steht. Zum Glück ein recht freundlicher Polizist, der uns keine Busse aufbrummt, sondern uns einfach bittet wieder auf die Strasse zu fahren 😊

Uns gefällt das Städtchen sehr. Eine gemütliche Innenstadt, viele Restaurants und endlich auch warmes Wetter und kein Wind, sogar am Abend. Wir schlafen auf einem kleinen Stellplatz mitten im Zentrum. Der Platz ist voll, wirklich voll, wir kriegen denn letzten kleinen Platz, eingequetscht zwischen einem anderen Camper und dem Zaun, der den Platz umgibt.

Ein amerikanisches Paar, das seit einigen Tagen auf dem Campground lebt, hat uns spontan eingeladen am Abend bei ihnen zur Gruppe zu stossen. Beziehungsweise, sie haben den ganzen Campground eingeladen, denn sie haben ein Konzert organisiert. Die beiden organisieren in den USA Festivals und haben gestern eine Band kennengelernt und diese spontan auf den Stellplatz eingeladen. Das Konzert der Rockband artet schnell aus und die pensionierten Kanadier sind nicht mehr zu bremsen und tanzen wild umher, sogar mit den Lautsprecherboxen, ja wirklich, es gibt Videos… Wir lassen den Abend nach dem Konzert mit einer sehr feinen Holzofenpizza und ein paar Margeritas zusammen mit einigen Kanadiern ausklingen.

Bevor wir Loreto verlassen, treffen wir Claudia und Thomas nochmals, die beiden mit dem Duro, auf ein paar Bier und tauschen einige Reiseanekdoten aus. Beziehungsweise wir sammeln Tipps, da sie schon länger auf dem Festland von Mexiko unterwegs waren 😉 Danke nochmals dafür 😊

Ein Kommentar zu „Lenny the beachboy“

  1. Vielen Dank für Euren tollen Blog, letztens durch Zufall entdeckt.
    Da wurden einige Erinnerungen wach.

    Ich wünsche Euch weiterhin eine erlebnisvolle Reise, viele bleibende Eindrücke und jede Menge Spaß. Eure Photos sind wirklich beeindruckend. Ich freue mich auf neue Posts von Euch.

    Feliz Navidad, Anne

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