Während den drei Wochen, die Lenny auf dem Schiff und im Hafen verbracht hat, hat sich ziemlich viel Dreck und vor allem noch Blütenstaub aus Europa angesammelt. Deshalb heisst es erst mal Auto waschen, bevor es los geht. Nach einer gründlichen Wäsche geht es weiter zum Walmart, um Proviant für die nächsten Tage zu besorgen. Wir haben den Walmart halb leer gekauft und sind nun bereit für die Wildnis, oder was Kanada auch immer für uns zu bieten hat.
Wir lassen Nova Scotia bereits am ersten Tag hinter uns und steuern das erste Highlight in New Brunswick, die Hopewell Rocks im Bay of Fundy an. Obwohl der Park eigentlich noch geschlossen ist, können wir nicht widerstehen und wollen diese tollen Felsformationen und den grossen Gezeitenunterschied trotzdem sehen. Wir sind nicht die einzigen und getrauen uns nach anfänglichen Bedenken, vor allem Steffi war der grosse Schisshase, doch rein. Wir machen es einfach wie die Einheimischen. Parkieren, loslaufen, unauffällig benehmen, reinschleichen und den Ort fast ohne Touristen geniessen 😊 Die Bay of Fundy hat weltweit die grössten Gezeitenunterschiede und da wir bei Ebbe da sind, können wir auf dem Meeresgrund um die Felsformationen und durch kleine Schluchten wandern. Wenn die Flut den Höchststand erreicht, kann man stattdessen mit dem Kanu um die Felsen paddeln.
Unsere erste Nacht in Lenny verbringen wir auf dem kleinen kostenlosen Campingplatz «The Shire». Bei der Ankunft werden wir von zwei wild bellenden Hunden begrüsst und es ist kein Mensch weit und breit zu sehen. Wir sind uns nicht sicher ob die Hunde sich über uns freuen oder uns am liebsten verjagen wollen. Wir pokern und bleiben. Don, der 90-jährige Besitzer des Campgrounds, kommt einige Stunden später nach Hause und begrüsst uns mit selbstgepflanztem Meerrettich aus seinem Garten. Cooler Typ der richtig stolz auf sein YouTube-Video ist. Auch die Hunde, Sally und Hope, sind ganz lieb😊 Wir sind die einzigen Camper hier und haben eine ganze Wiese, direkt am See für uns allein. Liegt es wohl daran, dass der Platz direkt neben einem Friedhof liegt? Wir wissen es nicht, Geister haben uns auf jeden Fall keine besucht oder sie hatten Angst vor dem Büchsenmann der irgendwann vor Jahren auf dem Gelände errichtet wurde.
Am nächsten Tag geht es weiter in den Fundy Nationalpark. Hier entschliessen wir uns im Park zu übernachten. Den Tag verbringen wir mit verschiedenen Wanderungen. Die Natur ist sehr schön, ausser Eichhörnchen zeigt sich uns aber kein Tier. Am nächsten Tag huschen dann aber 3 Bären über die Strasse. Wir sind entsetzt, dass wir ohne unseren Bärenspray am Wandern waren und etwas froh diesen drei gestern nicht begegnet zu sein. Zudem verfolgt uns seitdem ein Vogel mit einem sehr speziellen Gesang. Es geht etwa so: düüDüüüüü dü dü dü dü dü. Wenn es irgendwelche Vogelkundler gibt, die uns weiterhelfen können, bitte melden 😉
Mit Blick auf die Wettervorhersage machen wir uns auf in Richtung Norden und überspringen den geplanten Aufenthalt im Irving Nationalpark. Wir steuern Fredericton an, eine Kleinstadt mit einem berühmten Bauernmarkt. Auf dem Boyce Farmers Market stöbern wir durch die Produkte der lokalen Bauern und Handwerkern und geniessen vorzügliche Meat-Sticks, Frühlingsrollen und eine Bauernbratwurst mit Sauerkraut im Hotdogbrötli. Vollgegessen oder besser gesagt, fast überessen, geht es weiter in Richtung Québec.
Am St. Lawrence Strom in einem kleinen Dörfchen Namens Saint André, direkt neben der Brasserie Tete d’Allumettes, übernachten wir. Wie es die Namen erahnen lassen sind wir nun im französischsprachigen Teil Kanadas unterwegs. Pas de problems for us parcque Beer ist international verständlich und wie ihr seht, unser französisch einwandfrei 😉
Nach einem Spazierganz am St. Lawrence Strom entlang und der Bekanntmachung von ein paar Bisam-Ratten, zieht es uns natürlich in Richtung Brasserie. «Deux grande biére s’il vous plaît, une Ale et une IPA». Und die Antwort lautet «Where are you from? I don’t know that accent.». Et voila, abgestämpfelt, obwohl das Französisch hier also nicht besser klingt als unser Akzent.
Habt ihr gewusst, dass in dem riesengrossen Land Kanada, viele der grösseren und bekannteren Städte sehr nahe beieinander liegen?! Darum heisst es in den nächsten Tagen City-Hopping vom Feinsten. Zudem ist das Wetter nett ausgedrückt, nicht so gut. Wir planen den Schnelldurchlauf dreier Städte.
In Québec besuchen wir die Montmorency Falls, die Fälle sind höher als die Niagarafälle und sehr imposant. Danach probieren wir in einem hippen Wohnquartier unsere erste Poutine und sind begeistert. Weiter geht die Erkundungstour in der Innenstadt von Quebec und der Altstadt mit dem Petit Champlain. Unser Fazit: superschöne Stadt mit viel Charme. Und bei schönem Wetter sicherlich noch etwas toller.
Als zweite Stadt ist Montréal an der Reihe. Die Stadt ist etwas grösser und dementsprechend hat es mehr Verkehr, mehr Menschen und was uns besonders auffällt, mehr Armut. Auch hier machen wir das Touri-Schnellprogramm. Wir spazieren durch die Altstadt, besuchen die Notre Dame Kathedrale, verirren uns in dem unterirdischen Shopping-System und lassen uns von den Eindrücken im China-Town inspirieren. Als Abschluss besuchen wir den Jean Talon Market wo wir frisches Gemüse und Früchte kaufen und als kleine Stärkung Tacos und Empanadas.
Weiter geht es in Richtung Ottawa. Bei Sonnenschein verlassen wir Montréal, doch es dauert nicht lange und es regnet in Strömen. Solange, bis die Autobahn geflutet und die Sicht gleich Null ist. Der Verkehr wird immer dichter und die Nerven von Manuel neigen sich dem Ende zu. Wir entschliessen uns für eine kurze Pause und warten bis das Gewitter vorbeigezogen ist. Wir übernachten in einem kleinen Stadtpark von Ottawa und Lenny verlassen wir nur noch für 5 Minuten zum Zähneputzen.
Immerhin ist es am Morgen trocken. Wir fahren direkt zum Byward Market für Kaffee und Zmorge. Wir kommen aber nicht weit und plötzlich sehen wir im Rückspiegel blau-rotes Blinklicht. Wir fahren brav rechts ran und warten was passiert. Da wir absolut nichts falsch gemacht haben, denken wir uns schon, dass wir aus reinem «Gwunder» gestoppt werden. Dem ist dann tatsächlich so. «Hello Sir, I stopped you because I saw your number plate. Where are you from?». Nach kurzem Smalltalk mit dem Officer und alibimässiger Überprüfung vom Führerschein, dürfen wir weiterfahren.
Beim Byward Market, einem coolen Viertel mit tollen Bars, Restaurant, Cafés und Shops, sind wir dann etwas zu früh für Kaffee. Also besuchen wir zuerst das Regierungsviertel der Hauptstadt Kanadas. Etwas später schlendern wir dann durch die Food- und Kleiderstände des Byward Markets und probieren den berühmten Beaver Tail. Keine Angst, das sind nicht wirklich Bieberschwänze, sondern sehen nur so aus. Ein, natürlich frittierter, Teigfladen mit gaaaaanz viel Zimt und Zucker, Nuttella oder allem was sonst noch richtig süss ist. Super lecker, wenn auch nicht wirklich gesund.
Nach diesen anstrengenden Tagen in den Städten brauchen wir eine Pause und müssen etwas «Natur tanken». Wo wir uns von der Hektik erholen, erfährt ihr im nächsten Blog-Post 😊