¡Hija de Chicharrón!

Nach über 8 Monaten packen wir wieder einmal unsere Rucksäcke. Beziehungsweise zusammen einen Rucksack, denn so viel Kleider brauchen wir nicht für die nächsten 5 Tage. Wir verabschieden uns von Lenny in Teotihuacán, wo wir ihn bei einem Restaurant direkt neben den Pyramiden stehen lassen. Wir dürfen nicht in die Hauptstadt «Ciudad de México» (CDMX) reinfahren (da wir Diesel haben und der in der Stadt nicht gern gesehen wird) und zudem wollen wir uns den Verkehr der grössten Stadt Nordamerikas nicht antun. Wir nehmen den ÖV. Mit dem lokalen Bus, der vorerst ganz leer ist und dann immer voller und voller wird, fahren wir rein in die Stadt zum Busterminal. Von dort nehmen wir die U-Bahn ins Zentrum, wo wir uns ein günstiges Hotel gebucht haben.

Unser Hotel liegt am Rande des hippen und trendigen Quartier Condesa. Zu Fuss sind wir innert 10 Minuten mitten im sehr grünen Quartier. Alle Strassen werden von Bäumen gesäumt und alle paar Blocks gibt es wieder einen schönen Park. Viele Parkplätze sind umfunktioniert zu Terrassen der angrenzenden Restaurants. Steffi verliebt sich gleich schon am ersten Abend in die Stadt, Manuel hat nicht zu viel versprochen 😊Nach einigen Bier und vollgeschlungenen Bäuchen (CDMX ist die Stadt von Pastor, dazu später mehr) spazieren wir zurück und wieder mal in ein aufgeräumtes Zimmer das sauber und klimatisiert ist.

Wir erkunden am ersten Morgen die Innenstadt. Mit der U-Bahn fahren wir zum Zócalo. Der Zócalo, oder auch Plaza de la Constitución genannt, ist einer der grössten Plätze der Welt und wird umgeben von der weltberühmten Kathedrale, dem Sitz des mexikanischen Präsidenten und dem Rathaus. Wir machen, was richtige Touris machen und schauen uns alles der Reihe nach an. Die grösste Kathedrale Mexikos ist auch von innen richtig imposant. Es ist momentan grad eine Messe und deshalb ist die halbe Kirche für uns Touris nicht zugänglich. Wir spazieren weiter zum Templo Mayor, der Ausgrabungsstätte der Stadt Tenochtitlán. Diese befindet sich direkt neben der Kathedrale. Tenochtitlán war die Hauptstadt der Azteken, bis diese von den Spaniern anfangs des 16. Jahrhunderts zerstört wurde. Der Ursprung der Stadt lag auf einer Insel im heute ausgetrockneten Lake Texcoco. Die antike Stadt liegt fast komplett unter dem heutigen Mexiko City, lediglich die Ausgrabungsstätte gibt einige Bauten von damals frei. Zu den Ruinen gehört auch noch ein grosses Museum, fast zu gross für uns, denn der Hunger ruft.

Einige Minuten Fussmarsch entfernt wurde uns ein Tacoladen «Taqueria Arandas» empfohlen. Mexiko Stadt ist die Heimat des typischen Taco al Pastor. Pastor ist Schweinefleisch, dass mit einer Chillimarinade mariniert und auf einen Spiess gesteckt wird. Optisch ähnelt es einem Kebab-Spiess, geschmacklich ist es aber ganz anders. Schwer zu beschreiben, wir würden einfach sagen: mega super lecker! Und eben für dieses Pastor Fleisch ist der Tacoladen bekannt. Und wie wir sind, können wir uns nicht zurückhalten. Wir bestellen Tacos und je auch noch eine Torta (gleiches Fleisch aber im Brot anstatt Tortilla, wie ein Sandwich oder eben Kebab).

Wir schlendern den restlichen Tag noch etwas durch die Innenstadt. Es gibt eine grosse Fussgängerzone, die so zu sagen die Shoppingmeile ist. Wir erkunden Seitenstrassen, die jeweils eine andere Spezialisierung haben. Zum Beispiel laufen wir durch eine Strasse in der nur Läden mit Hochzeitskleidern sind, dann in eine Strasse die nur antike Bücher verkauft, weiter zu einer Strasse die nur Matratzen anbietet zu einer Strasse die komplette Einrichtungen für eine Disco verkauft – von Strobo, über Boxen und Rauchmaschine. Natürlich muss das, was verkauft wird auch angepriesen werden und in der ganzen Strasse dampfen Nebelmaschinen und blitzen Schweinwerfer zu lauter Musik. Wer braucht denn so noch einen Club?!

Wir spazieren weiter und erreichen bald den Palacio de Belles Artes mit seinem schönen gelb-orangen Dach der direkt neben dem ehemals höchsten Turm von Mexiko Stadt steht. Hier machen wir für heute Schluss mit Sightseeing und suchen die nächste Bar auf. Einen Botanero (siehe «Im Herzen Mexikos» für Erklärung). Nach einigen Bier begeben wir uns zu unserem nächsten Highlight, das wir für heute geplant haben.

Jeweils dienstags, freitags und sonntags finden, in der nahe gelegenen Arena México, Lucha Libre Kämpfe statt. Lucha Libre ist die mexikanische Version von Wrestling. Beim Kampf gibt es anscheinend keine Regeln und auch der Schiedsrichter hat nicht viel zu sagen. Natürlich ist alles Show. Es soll ja unterhalten und schlussendlich sollen ja auch die Guten gewinnen. Ja, die Guten, es kämpft immer Gut gegen Böse 😊

Bei der Arena México kaufen wir für ein paar Pesos unsere Eintrittskarten und betreten dann die unscheinbare Arena. Diese liegt mitten in der Stadt, neben Wohnhäusern und Einkaufsläden. Wäre heute kein Kampf würde man wohl einfach daran vorbeilaufen, ohne zu ahnen das hier eine Arena für über 16’000 Zuschauer ist. Wir sind noch etwas zu früh, doch die Verkäufer rennen schon eifrig von Reihe zu Reihe um Popcorn (Palomitas), Tortas und Bier zu verkaufen. Natürlich schlägt Steffi bei den Palomitas und Manuel beim Cerveza (Steffi logischerweise auch) zu.

Und schon wenig später beginnt das Vorprogramm. Die Hauptattraktion, der Kampf der bekannten Kämpfer ist der letzte Kampf des Abends. Als erstes kommen die Kleinwüchsigen dran. Pro Team kämpfen 3 kleinwüchsige Personen. Das heisst nun stehen vor uns im Ring 6 Kleinwüchsige und schlagen auf sich ein. Sie werfen sich gegenseitig aus dem Ring, springen aufeinander um den anderen zu Boden zu kriegen und ab und zu gewinnt eines der Teams eine Runde. Das Ganze ist irgendwie etwas bizarr… Nach einigen Runden steht dann der Sieger fest und es gibt eine kurze Pause. Als nächstes schlagen sich 6 Frauen gegenseitig die Köpfe ein. Es hört sich brutal an, ist es aber nicht. Denn Lucha Libre ist nur Show. Die Protagonisten sind professionelle Kämpfer, die das tagtäglich machen. Und man kann es glauben oder nicht, sie werden in Mexiko vergöttert. Sie sind Stars wie bei uns ein Profifussballer oder Skifahrer. Anyway, natürlich gewinnen auch bei den Frauen die Guten, glauben wir zumindest. Das Publikum jubelt zumindest als der Gewinner feststeht. Es gibt noch zwei weitere runden mit 6 Kämpfern, bevor der Kampf des Abends beginnt. Heute steht der Star «Mistico» mit seinen beiden Verbündeten im Ring. Sie kämpfen gegen drei Komische wovon einer aussieht wie der Hornträger aus der Stürmung des Capitols in Washington. Das Ganze ist ziemlich surreal und die Mexikaner gehen richtig ab. Wir hören hier die wohl besten Beleidigungen, die wir in unserem ganzen Leben gehört haben. so zum Beispiel auch: «Hija de Chicharrón» (Tochter einer frittierten Schweinehaut). Wir können uns vor Lachen nicht mehr halten😂. Es ist wirklich zu empfehlen, wenn man in Mexiko ist, unbedingt an ein Lucha Libre zu gehen, es geht ziemlich ab und das Bier fliesst in Strömen.

Nach dem gestrigen Kampfabend geht es heute etwas ruhiger zu und her. Wir besuchen das Anthropologische Museum. Eines der grössten Museen, wenn es um prähistorische Kulturen auf dem amerikanischen Kontinent geht. Es ist sehr interessant. Wir verbringen den halben Tag in den Räumlichkeiten und begutachten historische Relikte wie zum Beispiel der Aztekenkalender. Mit müden Augen von dem vielen Lesen suchen wir was zu Essen im Bosque de Chapultepec, dem grössten Stadtpark der Stadt. Bekannt ist der Park für das Schloss, welches mitten im Park auf dem Hügel steht. Hier wurde anscheinend 1996 Romeo und Julia gedreht. Wir interessieren uns aber weniger für das Schloss, sondern eher für den kostenlosen Zoo den es im Park gibt. Da er kostenlos ist, erwarten wir nicht viel, werden aber richtig positiv überrascht. Viele Tiere und auch einigermassen schöne, tierfreundliche Gehege. Steffis müde Augen glänzen wieder als wir das Afrikagehege erreichen 😊

Den Abend verbringen wir im Nachbarviertel von Condesa, Roma. Roma ist wie auch Condesa sehr schön und ein Café und Restaurant liegt neben dem andern. Neben leckerem Bier gibt es auch leckeres Essen, heute wieder mal amerikanisch, Burger😊

An unserem letzten Tag in Mexiko City wollen wir die Märkte unter die Lupe nehmen. Der La Merced ist einer der grössten Märkte der Stadt. Wir wollen die U-Bahn nehmen, denn der Markt hat sogar eine eigene Station. Blöd nur, dass momentan umgebaut wird. Wir werden einige Stationen vorher aus der Bahn geworfen. Es gibt zwar Bahnersatz mit dem Bus, doch die paar Hundert Meter können wir ja auch einfach laufen. Durchs lebendige Getümmel kämpfen wir uns durch die Stände. Wir sind zwar noch lange nicht beim Markt angekommen, doch auch hier gibt es schon einen Strassenstand am anderen. Es gibt im La Merced nichts, dass man nicht kaufen kann. Das Meiste ist zwar Zeug das man eigentlich nicht braucht, doch es gibt auch wirklich brauchbare Stände. Wir kaufen uns ein neues Portemonnaie, eine neue Schöpfkelle und einige Leckereien zum Essen. Hier kann man sogar Chips im Offenverkauf kaufen, Steffis Paradies.

Märkte sind anstrengend und deshalb laufen wir langsam wieder raus aus dem Gedränge, in Richtung Innenstadt. Mexiko Stadt hat 20 Millionen Einwohner und eigentlich ist es uns nie vorgekommen als seien wir in einer so grossen Stadt. Bis wir auf dem Markt waren, hier hat es wirklich viele Leute. Im Zentrum der Stadt suchen wir uns eine Bar für ein Feierabendbierli. Und wie es der Zufall will, laufen wir ins Barrio Chino, dem Chinatown der Stadt. Zurzeit ist Chinesisches Neues Jahr und deshalb ist das komplette Quartier eine Festmeile. Wir entscheiden uns hier gleich noch was zu Abend zu essen, denn es sieht sehr lecker aus. Sieht nicht nur so aus, ist es dann auch!

Mexiko City – eine Stadt mit über 20 Millionen Einwohnern, eine der weltweit grössten Städte. Wir hätten gedacht, dass uns die Stadt und die vielen Menschen schnell auf den Wecker gehen. Doch so ist es nicht. Wir haben die Stadt in nur 4 Tagen besucht und unser Fazit ist durchaus positiv. Mega schöne Quartiere, Restaurant und Parks. Super vielfältig, leckeres Essen und die Stadt hat wirklich viel zu bieten. Vier Tage sind eigentlich viel zu wenig um die Stadt wirklich zu sehen, doch wir freuen uns auch wieder auf Lenny und weitere Abenteuer im südlichen Mexiko.

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