Etwas Respekt haben wir ja schon vor der Grenzüberquerung von Kanada in die USA. Wir haben von verschiedenen Leuten gehört, dass zum Teil sehr willkürlich Esswaren konfisziert werden, oder die 6 Monate Aufenthaltsbewilligung einfach mal auf 4 gekürzt werden. Je nach Lust und Laune der Beamten. Zudem kommt noch die Wartezeit an der Grenze dazu, auf die wir keinen Bock haben.
Wir entscheiden uns daher einige Kilometer weiter ins Inland zu fahren und nicht den grossen Grenzübergang auf dem Highway an der Küste zu nehmen, sondern einen Kleinen nicht so streng frequentierten. Am Lynden Border war dann tatsächlich auch kein einziges anderes Auto zu sehen. Wir sind anscheinend das erste Auto mit Schweizer Kennzeichen, dass die Grenzbeamtin bearbeitet, denn sie weiss den Code für die Schweiz nicht. Nach einigen Spässen mit dem anderen Beamten und einigen Pflichtfragen an uns, sind wir dann endlich in den Lower 48 der USA 😊
Unser erster Stopp ist der North Cascade Nationalpark. Dieser liegt etwas nördlich von Seattle. Es ist Wochenende und es hat dementsprechend viele Leute. Die geplante Wanderung zum Blue Lake verschieben wir auf morgen und geniessen den Tag stattdessen mit Baden im Diablo Lake.








Die Fahrt nach Seattle dauert keine 2 Stunden vom North Cascade Nationalpark. Steffi blangt schon lange auf ihre kulinarischen «Geheimtipps» in den USA – so besuchen wir gleich den ersten: Panda Express 😊 Sehr leckerer Asia-Take Away.
Wir sind wieder in einer Grossstadt – und dementsprechend machen wir uns nicht gross Hoffnung auf einen tollen Schlafplatz. Wir steuern als erstes ein Quartier an, welches am Lake Washington liegt. Keine 5 Kilometer vom Stadtzentrum, in einem ruhigen, sehr schönen Wohnquartier mit Beach Feeling. Wir werden überrascht, hier kann man tatsächlich kostenlos parkieren – unlimitiert und auch über Nacht. Das Quartier macht uns einen sehr sicheren Eindruck. Wir wagen es, lassen Lenny hier stehen und nehmen den Bus ins Stadtzentrum.
Wir haben uns Tickets für das heutige Baseballspiel der Seattle Mariners gegen die New York Yankees ergattert. Da es erst um 19:00 Uhr startet, haben wir noch etwas Zeit, um uns einen ersten Eindruck von Seattle zu machen. Also Bier brauen können sie 😉 nach einem Bier müssen wir uns jedoch geschlagen geben, die einzigen freien Tische stehen in der prallen Sonne und wir werden wie Spiegeleier gebruzelt. Wir spazieren quer durch die Stadt, durch den Pike Place Market, entlang der Waterfront zum Baseball Stadion. Schon vor dem Stadion ist ziemlich viel los was uns total fasziniert. So etwas wie Fan-Zonen gibt es hier übrigens nicht. Neben uns sitzen Yankee Fans, vor uns Seattle Fans und wir mitten drin und total happy. Manuel opfert sich, um Bier und Snacks zu holen. Das Stadion ist riiiiiiesig und an jeder Ecke gibt es etwas anderes zu kaufen. Als er den Amazon Store entdeckt, ist es um ihn geschehen. Total beeindruckt probiert er es gleich aus. Hier scannt man zum Reinkommen die Kreditkarte und dann öffnet sich die Tür. Dann kann man sich bedienen und läuft einfach wieder raus ohne Kasse oder Personal. Das Ganze funktioniert mit Kameras, die erkennen, welche Person welches Produkt nimmt und so die richtige Kreditkarte belasten. Total crazy!
Zurück zum Spiel. Ein Baseball Game dauert in der Regel rund 3 Stunden und es werden 9 Innings gespielt. Wer die genauen Regeln möchte, kann das Googlen, wir können es nicht erklären und verstehen es auch bis jetzt noch nicht ganz richtig. Beim heutigen Spiel lautet der Stand nach 9 Innings noch immer 0:0. Ok, dann geht es halt in die Verlängerung. Doch auch nach 10, 11 und 12 Innings steht es immer noch 0:0. Gemäss den Locals neben uns ein «crazy good Game»! Für uns ist es langsam etwas langweilig, wir wollen doch ein bisschen Action sehen. Im 13 Inning, nach 4.5 Stunden, punktet dann zum Glück das Heimteam und Seattle gewinnt 1:0. Nicht nur Glück fürs Team, sondern auch für uns. Dank des Sieges lässt uns der liebe Busfahrer bis ans andere Ende der Stadt zu Lenny kostenlos mitfahren.







Am nächsten Morgen gönnen wir uns einen Kaffee im Starbucks – wir sind schliesslich in der Heimatstadt des ersten Starbucks. Der Schlafplatz ist wirklich perfekt und wir bleiben gleich noch eine zweite Nacht. Mit dem Bus fahren wir zurück in die Stadt. Erneut zum Pike Place Market – einem riesigen Markt mit Handwerkkunst, Esswaren, Blumen und Fisch. Wir lieben es 😊









Seattle ist auch bekannt für seinen Untergrund. Nein, nicht für Gangster und Kriminelle, sondern die Tunnel unter der Strasse. Seattle war auf sumpfigem Boden erbaut worden und hatte ein Sch**ss-Problem. Die Kanalisation funktionierte nicht, denn immer bei Flut wurden die ganzen Fäkalien zurück und auf die Strassen gespült. Dementsprechend gab es viele Krankheiten in dieser Stadt. Man sagt es sei die Rettung der Stadt gewesen, dass sie im Jahre 1889 fast komplett niederbrannte. Der Wiederaufbau der Stadt erfolgte dann nämlich mit etwas mehr Planung und einige Meter über der alten Stadt. Man konnte dann zwar anfänglich von den Häusern aus nur per Leiter die Strasse erreichen. Heute benötigt es keine Kletterkünste mehr, um die Stadt zu besichtigen. Dafür gibt es jetzt die spannenden Touren durch die noch existierenden «alten» Strassen und Häuser verborgen im Untergrund.
Ein Besuch von Seattle ist natürlich nicht vollständig, ohne einen Stopp im Kerry Park. Von hier aus hat man einen atemberaubenden Blick über die Stadt und die Skyline mit der bekannten Space Needle. Bei nicht bewölktem Wetter sogar auf den Mount Rainier.










Seattle hat uns sehr gefallen, und auch das Leschi Quartier, in welchem wir geschlafen haben, hinterlässt bei uns sehr guten Eindruck. Steffi würde am liebsten gleich bleiben und ein Haus kaufen. Liegt gerade nicht drin, denn es erwarten uns noch weitere Abenteuer mit unserem fahrenden Zuhause.

