Gut eineinhalb Monate sind wir nun auf Baja unterwegs. Mexiko gefällt uns sehr und wir wollen die Baja gar nicht verlassen, doch uns lockt das Festland. Obwohl Baja keine Insel ist, sagt man trotzdem, dass man die Fähre aufs Festland nimmt. Vorausgesetzt man erhält einen Platz auf der Fähre. Wir haben Geschichten von Reisenden gehört, die keinen Platz bekommen haben (bzw. einige Tage warten mussten) und einige die sogar die 3000 Kilometer aussenrum gefahren sind. Es gibt zwei Anbieter, einmal Baja Ferries (die normale Autofähre) und die TMC (die LKW-Fähre). Baja Ferries kann man reservieren und man muss eine Kabine für die Übernachtung buchen. TMC kann man nicht buchen (es gibt einfach eine Warteliste), dafür ist die Fähre nur etwa halb so teuer und man darf im eigenen Fahrzeug übernachten.
Wir versuchen unser Glück und fahren zum Hafen. Als wir dann nach einigem hin und her endlich das richtige Büro gefunden haben, wird uns mitgeteilt, dass seit einigen Tagen die TMC-Fähre neu auch wieder nach Mazatlán fährt. Wir haben damit gerechnet, dass wir die Fähre nach Topolobambo (ganz im Norden von Sinaloa) nehmen müssen und dann auf dem Festland die gut 500 Kilometer durch Sinaloa fahren müssen. Und das Beste: niemand weiss, dass die Fähre wieder nach Mazatlán fährt und deshalb hat es noch mehr als genug Platz. Wir können uns auf die Warteliste setzen für die Überfahrt von Morgen.
Pünktlich um 14:00 Uhr (wir sind ja schliesslich Schweizer, und wenn uns gesagt wird: seid um 14:00 Uhr da, dann sind wir spätestens um 13:30 da) treffen wir am Hafen ein. Zuerst müssen wir durch den Zoll. Danach ist Vermessen und wiegen von Lenny an der Reihe. Unser Kleiner ist keine 6 Meter lang und lächige 3 Tonnen schwer. Glück für uns, denn so gehen wir noch als einfaches Auto durch und bezahlen den billigsten Tarif. Um 15:00 Uhr solls los gehen mit Schiff beladen. Wir warten mit 4 anderen Fahrzeug von Reisenden mitten in den brummenden LKW’s und beobachten das Schauspiel. Crazy wie die Mexikaner mit den LKWs über die Rampe rasen. Die Verladung der Hunderten von LKW und Anhängern dauert gute 4 Stunden. Die Kleinen kommen erst am Schluss dran und so fahren wir kurz vor Abfahrt um 7 Uhr abends endlich auf das obere Deck der Fähre. Halb leer verlässt die Fähre den Hafen und wir machen noch letzte Fotos der Baja bei Dunkelheit. In der Kombüse gibt’s für uns noch ein (eher weniger) leckeres Abendmahl und ein Glas Horchata (ein mexikanisches Erfrischungsgetränk aus Reis) bevor wir uns dann zurück aufs Deck für eine wellige Nacht mitten auf dem Pazifik begeben.










Nach 15 Stunden auf dem Wasser erreichen wir die Küste Sinaloas am nächsten Morgen und werden von unzähligen Delfinen und einigen Walen willkommen geheissen. Wenige Minuten nach dem Anlegen fahren wir runter vom Schiff, werden von Drogenspürhunden beschnuppert und von den vermummten Polizisten durchgewunken. Wir sind in Sinaloa. Einem der berüchtigtsten Staaten Mexikos. Mazatlán befindet sich weit im Süden des Bundesstaates und unser erstes Ziel befindet sich bereits im nächsten Staat, Nayarit. Die Region rund um San Blas ist bekannt für das tropische Klima und die vielen Plantagen. Hier wachsen Kokosnüsse, Bananen und Mangos direkt am Strassenrand und sogar die Jackfruit (die sonst eher in Asien anzutreffen ist) wächst hier in rauen Mengen. So viel grün, die Feuchtigkeit und die Vielfalt an Früchten haben wir auf Baja etwas vermisst. Wir fahren an einen abgelegenen Strand. Hier kann man inmitten einer Kokosplantage kostenlos campen. Direkt am Strand und zwischen den Palmen. Mit frischen Kokosnüssen direkt ab der Palme. Ein Paradies!
Der ursprüngliche Plan war eigentlich für eine Nacht hierherzufahren und dann für Silvester nach Tequila zu gehen. Doch uns gefällt es hier einfach zu gut und wir bleiben noch bis am 2. Januar am Strand. Silvester verbringen wir zu zweit, mit einem riesigen Lagerfeuer (es gibt hier nur halbe Palmen zu verbrennen und deshalb sind die Feuer etwas zu gross geraten).
Wir verbringen die Tage mit baden im kalten Meer, hängen in der Hängematte rum, öffnen, trinken und essen Kokosnüsse. Ausserdem heissen uns Buckelwale nur wenige Meter von der Küste im neuen Jahr willkommen. Das Jahr könnte nicht besser beginnen.





























Unser nächstes Reiseziel kann man trinken. TEQUILA! Steffis neues Lieblingsgetränk 😉 Die Fahrt dahin ist lange. Denn nach einer Stunde Fahrt ins Landesinnere ist die Strasse wegen eines Unfalls gesperrt. Die Umfahrung führt uns die ganze Stunde die wir landeinwärts gefahren sind wieder zurück an die Küste und in die andere Richtung. Wir erreichen Tequila am späten Nachmittag. Unser Ziel ist eine Tequila Destillerie, bei welcher man übernachten kann und gleich noch eine Führung durch die Agavenfelder und die Destillerie bekommt. José heisst uns bei sich auf dem Hof willkommen. Gleichzeitig kommen auch Richard und Ursula an, zwei Frankfurter. José führt uns vier durch seine Agavenfelder und erklärt, wie seine Agaven ganz ohne Chemie gedeihen, nicht wie bei all den grossen Destillerien. Zudem erzählt er uns wie der Herstellungsprozess von Tequila bei ihm, der Destillerie Puntual, funktioniert. Er führt das Familienunternehmen, seit sein Vater vor einigen Jahren gestorben ist und träumt schon davon die Leitung an seine Tochter abzugeben. Wir erfahren später, dass sie erst 14 Jahre alt ist 😊
José erzählt uns bei einigen Tequilas, die wir degustieren, weitere Geschichten seines Lebens. Er war der jüngste Bürgermeister des Ortes Tequila und schwärmt von polnischem Wodka, welcher er durch sein Amt als Bürgermeister bei polnischen Amtskollegen kennengelernt hat. Ihm sei es zu verdanken, dass Tequila als UNESCO Kulturerbe anerkannt wurde, denn er habe mit den Leuten von Iguazú verhandelt und sie mit Tequila bestochen. Ausserdem sei Tequila das erste Pueblo Mágico, denn das offiziell erste (San Miguel de Allende) sei schliesslich Heimatort des damaligen Präsidenten und das zählt nicht. Die Tequilas sind wirklich gut und die Menge, die José uns einschenkt hat es in sich. Als seien die Tequilas nicht genug, lernen wir auch noch den traditionellen Drink zu mischen: einen Cantarito. Frische Grapefruit, Orange, Zitrone und Limette, gemischt mit Grapefruitsaft und dekoriert mit Salz und Chili. Natürlich dann noch mit einem groooossen Shot Tequila. Unser Fazit: wirklich lecker, aber cheibe heimlifeiss!

























Den Ort Tequila schauen wir uns am nächsten Tag, mit leichtem Hangover an. Hier könnte man sich bereits um 10 Uhr morgens wieder ins Elend trinken. Wir lassen das aber sein und machen einfach ein bisschen Sightseeing, was hier aber in ein zwei Stunden gemacht ist. Danach fahren wir zu einem Parkplatz ausserhalb des Ortes, der Ausgangspunkt für eine kurze Wanderung zu einem Wasserfall ist. Guter Nebeneffekt, man kann hier gut auch über Nacht parkieren und schlafen. Auf dem Parkplatz, beziehungsweise auf der Wanderung, treffen wir Richard und Ursula wieder an. Die Wanderung geht, anders als erwartet, steil runter in eine Art Canyon. Manuel wagt es sogar in den eiskalten Bach. Steffi dann beim Aufstieg auch, wenn auch nicht ganz freiwillig. Sie bewundert eine Gottesanbeterin und eine Spinne und merkt nicht, dass die Steine unter ihren Füssen nachgeben… Jetzt sind wir beide nass😊


















Am nächsten Morgen fahren wir in Richtung Guadalajara. Kurz vor der Millionenstadt besuchen wir noch einen Park, der für seine heissen Quellen bekannt ist. Wir gehen zwar kurz ins Wasser, doch das heisse Wasser ist bei einer Aussentemperatur von über 30°C nicht wirklich angenehm. Die Natur hier ist trotzdem wunderschön. Wir fühlen uns nicht wie in Mexiko, optisch fühlen wir uns zurück in den Tannenwäldern der USA, der Geschmack erinnert an Griechenland oder Italien, aber die Hitze, ja das ist Mexiko.




Guadalajara ist die erste grössere Stadt in Mexiko die wir besuchen. Manuel hat die Stadt noch gut in Erinnerung, doch es sind 8 Jahre her und da kann sich viel geändert haben. Da es in der Stadt keine Campingmöglichkeiten gibt und wir keinen Bock auf Streetparking haben, buchen wir uns ein billiges Hotel mit kostenlosem Parkplatz. Als erstes wollen wir ins Quartier Tlaquepaque (eigentlich ist es eine eigene Stadt). Tlaquepaque ist ein weiteres Pueblo Mágico und gemäss Steffi das bisher schönste auf unserer Reise. Highlight des Viertel ist die ca. 2 Kilometer lange Fussgängerzone mit unzähligen Restaurants, Pubs, Strassenständen und vielem mehr. Es hängt noch immer die Weihnachtsdeko in Form von Hunderten Piñata-Sternen (seht selber auf den Fotos). Es ist mega schön und wir schlendern der Strasse entlang und verbringen den ganzen Nachmittag im Quartier. Natürlich gibt es auch hier einiges zu verköstigen. Steffi kommt in den Genuss ihres ersten Elote (Maiskolben, eingestrichen mit Mayo, Frischkäse und Chili) – ihr Fazit: sehr fein, Manuel hatte recht. Tlaquepaque reizt natürlich auch mit den vielen Bars und so verköstigen wir nebst ein paar Bierli auch den einen oder anderen Cantarito zu viel. Die Fahrt nach Haus übernimmt heute zum Glück ein Uber-Fahrer.

















Am zweiten Tag in Guadalajara wollen wir die Stadt sehen. Wir spazieren vom Hotel ins Zentrum, stoppen kurz für Kaffee und ein Gipfeli in der Bäckerei. Bei der Kathedrale im Zentrum treffen wir Valeria – sie ist Tourguide in Guadalajara und bietet kostenlose Touren an – ihr einziger Lohn ist das Trinkgeld am Schluss der Tour, über welches jeder Teilnehmer selber entscheiden kann was für ihn angemessen erscheint. Wir spazieren mit ihr 2 Stunden durch die Innenstadt und lernen was über die Geschichte und bestaunen die Kathedrale von Innen. Der letzte Stopp ist der Mercado San Juan del Dios, der grösste Markt seiner Art in Lateinamerika. Hier verbringen wir auch nach der Tour noch etwas Zeit und geniessen einige lokale Spezialitäten und trinken einen Tejuino (fermentierter Maisdrink). Ist besser als es sich anhört! Auf dem Markt gibt es alles, was man braucht, oder auch was man nicht braucht. Wir belassen es aber beim Gucken, den Platz ist in Lenny Mangelware!












Wir verbringen noch etwas Zeit in der Innenstadt, probieren uns durch weitere Tacostände und erfrischen unsere Kehlen mit einem Bierchen. Zurück bei der grossen Kathedrale ist plötzlich richtig viel los. Es ist Dreikönigstag, und anscheinend hier in Mexiko ein riesen Ding. Schon den ganzen Tag haben wir immer Leute mit den grossen Königskuchen «Rosca de Reyes» gesehen, und wir wollten eigentlich auch einen probieren. Den Kuchen gibt es aber nur in der Familienpackung für Grossfamilien. Zum Glück aber laufen wir am Abend zufällig am richtigen Ort durch. Vor der Kathedrale verteilen diverse Organisationen Stücke der Königskuchen und wieder mal Horchata. Das dürfen wir uns nicht entgehen lassen und reihen uns ein zum Anstehen. Anders als zu Hause, aber auch hier ist der Königskuchen lecker… und siehe da – Steffi wird heute Königin.








Müde machen wir uns auf ins Hotel. Morgen geht es weiter, raus aus der Millionenstadt wieder aufs Land. Wir besuchen die Schweiz!