The short story of Alaska

Unser erster Grenzübergang mit Lenny. Kanada – Alaska. Wir sind etwas angespannt und wissen nicht so recht welche Dokumente wir alle bereit machen sollen. Wir fahren einfach mal rein in den Grenzposten und werden von einem freundlichen Officer begrüsst. Keine 5 Minuten später haben wir den Stempel im Pass und fahren weiter. Wow, das war ja einfach.

Wie stellt man sich Alaska vor? Unendliche Wildnis, wunderschöne Berge und eine grandiose Landschaft. Genauso ist es wahrscheinlich auch, nur leider können wir das nicht so genau beurteilen. Es regnet nicht nur sehr viel, sondern die imposanten Berge sind meistens durch Nebel und Wolken bedeckt. Aus diesem Grund haben wir unseren Aufenthalt in Alaska etwas kürzer als geplant gehalten. In den sozialen Medien haben wir gelesen und gesehen, dass es auch anderen Reisenden, die wir auf dem Weg kennengelernt haben, so geht.

Der erste Ort in Amerika ist Chicken. Ein kleiner Ort mit gerade mal 100 Einwohner der ursprünglich «Ptarmigan» hiess, der Name einer heimischen Vogelart. Die Goldgräber konnten sich das nicht merken oder aussprechen und somit heisst der Ort seither Chicken. Direkt am Fluss gibt es hier einige kostenlose Stellplätze, perfekt für uns. Wir geniessen unseren ersten Abend auf amerikanischem Boden und schauen den zwei Goldsuchenden zu, die auf der gegenüberliegenden Flussseite stundenlang denselben Dreck durchsuchen 😊

Nach gut 200 Kilometern Dirtroad und etwas asphaltierter, aber löchrigerer Strasse als Schweizer Emmentaler, erreichen wir wieder den Alaska Highway. Unser nächstes Ziel ist Fairbanks. Zweitgrösste Stadt Alaskas und bekannt wegen dem Airforce Stützpunkt der Amis. Fairbanks ist unser nächster «Service-Ort», das heisst einkaufen, putzen, Wasser füllen und das wichtigste: Jahreskarte für die US-Nationalparks besorgen. Zudem versuchen wir an Infos über den Denali Nationalpark zu kommen, was super ober mühsam ist. Man kann die ersten 15 Meilen mit dem eigenen Auto in den Park reinfahren. Möchte man weiter, muss man einen Shuttlebus buchen – online – zumindest, wenn es online klappen würde. Auch im Visitor Center in Fairbanks können Sie uns nicht wirklich helfen und empfehlen uns, wir sollen einfach Vorort unser Glück versuchen…

Wir fahren die drei Stunden zum Denali Nationalpark und steuern das Visitor Center des Parks an. Aber Nein, auch hier werden wir weggeschickt, Bustickets gibt es nur im Busdepot. Endlich am richtigen Ort, haben wir Glück und es hat noch einige Tickets für morgen und wir buchen den 08:30 Uhr Bus. Da wir ja nun schon hier sind, fahren wir selber die ersten 15 Meilen in den Park. Denn heute ist noch einigermassen gutes Wetter und das wollen wir natürlich ausnützen. Wir machen eine kleine Wanderung und sehen einige Elche am Strassenrand. Am Abend finden wir einen super Platz, am Rande des Nationalparks direkt an einem Canyon. Lenny schafft die dreckige, holprige und sehr steile Piste gerade so mit ach und krach hoch. Jetzt hoffen wir, dass es über Nacht nicht zu viel regnet, sonst wird morgen die Fahrt runter eine lustige Angelegenheit…

Der Shuttlebus ist bis auf den letzten Platz voll. Pünktlich geht es los, mit einem ziemlich schlechten Fahrer oder Guide oder wie man das nennen soll. Er redet zwar ununterbrochen, nur verstehen tun wir praktisch nichts. Sei es wegen seines Akzentes und vor allem da es ziemlich zusammenhangloses Zeugs ist. Egal, der Park ist schön, aber das Wetter ist richtig schlecht. Auf halber Fahrt sind die Fenster des Busses so dreckig, dass man gar nicht mehr raussieht. Schon sehr schade, aber kann man nichts machen. Zudem ist der Denali Nationalpark dieses Jahr nur limitiert offen. Bis zur Meile 43, da es weiter hinten die Strasse bei einem Erdrutsch weggespült hat. Man hat die Möglichkeit, überall auszusteigen und den nächsten Bus (sofern Platz vorhanden) zu nehmen. Wandern kann man hier überall, kreuz und quer, wie man will. Wanderwege gibt es hingegen nicht man läuft einfach drauf los. So richtig wie bei «Into the Wild» (das ist ein Film über einen Amerikaner, der sein Glück in der Wildnis Alaskas finden wollte. Das endete dann jedoch eher tragisch). Das Wandern lassen wir bei strömendem Regen dann doch lieber sein und machen es wie so ziemlich alle anderen Touristen. Wir bleiben im Bus.

Zurück im Busdepot nehmen wir gleich noch einen weiteren, kostenfreien Bus. Den Shuttle zu den Schlittenhunden. Das sind hier richtige Arbeitstiere. Zumindest im Winter, wenn der Park geschlossen ist. Dann bringen die Hunde die Ranger und Forscher in die Tiefen des Denali Gebirges. Wir dürfen die Alaskischen Huskys streicheln und Steffi’s Augen glänzen wie nie zuvor. Vom Shuttle Fahrer kriegen wir noch den Tipp, den Horseshoe Lake Trail zu wandern. Hier hat man Chancen auf Luchs und Biber. Vom Luchs ist logischerweise weit und breit nichts zu sehen, aber der Biber zeigt sich uns tatsächlich 😊

Bevor wir die Denali Region verlassen, statten wir der 49th State Brewery einen Besuch ab. Nein, nicht wie ihr denkt zum Biertrinken, sondern im Garten der Brauerei steht der Bus aus dem Film «Into the Wild». Das Original steht in Fairbanks in der Universität zur Restauration – hier haben wir zumindest denjenigen der im Film genutzt wurde.

Wir fahren weiter in den Süden Alaskas – nach Anchorage. Es regnet in Strömen. Strassen sind überflutet und wir sehen kaum raus. Anchorage umfahren wir so gut es geht. Wir fahren auf die Kenai Halbinsel – nach Seward, einem kleinen Fischerdörfchen am Meer. Hier verbringen wir die Nacht auf einer sogenannten «Special Use Area». Keine Ahnung was das genau zu bedeuten hat – zumindest darf man hier einfach überall campen. Wir machen es wie die etwa 20 anderen Camper und suchen uns einen schönen Platz im Fluss. Wirklich im Fluss – auf dem Kiesbett des halbausgetrockneten Gletscherfluss 😊

Am morgen früh fahren wir zum Exit Glacier. Wir müssen die wenigen trockenen Stunden nutzen und machen gleich eine Wanderung zum Aussichtspunkt. In Seward schaffen wir es noch in einer Gartenbeiz im Trockenen Fish & Chips zu essen und uns den kleinen Fischer- und Touristenort anzuschauen.

Kaum haben wir Seward wieder verlassen – kommt der Regen. Als es dann wieder mal kurz trocken ist, kochen wir unser Nachtessen, werden aber während dem Kochen wieder verregnet. Also wenn regen wirklich schön macht, sind wir mittlerweile definitiv schon kitschig. Unser vorerst letztes Ziel in Alaska ist Valdez – ein weiteres Fischerdörfchen. Doch leider haben wir auch hier wieder richtiges Wetterpech. Es ist ein Wunder, das es nicht schneit – so kalt und nass ist es. Hauptsache den Tieren ist das Wetter egal. Wir sehen hier wieder mehrere Elche und beobachten Seelöwen und Otter im Hafen. Wir entdecken sogar Lachse, die flussaufwärts schwimmen. Im späteren Nachmittag sind wir pflotschnass und fahren für eine warme Dusche in den Hafen.

Das war’s Alaska. Es war wunderschön (das ist nicht ironisch gemeint 😉) und wir sagen uns, dass wir ganz sicher irgendwann mal wiederkommen, aber dann bei hoffentlich etwas besserem Wetter. Zurück auf dem Alaska Highway fahren wir der Sonne entgegen. Wir hoffen das bleibt so, denn in Richtung Kanada ist der Himmel blau und sonnig!

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