Unweit von Guadalajara besuchen wir heute die Schweiz. Charly, ein Schweizer der vor 30 Jahren nach Mexiko ausgewandert ist, hat hier auf den Hügeln Jaliscos ein Restaurant mit typisch Schweizer Küche eröffnet. Von verschiedenen Reisenden haben wir schon die Empfehlung erhalten hier vorbeizuschauen, denn man kann auch auf dem Parkplatz des Restaurants übernachten. Wir geniessen den Nachmittag im schönen Gartenrestaurant bei einem feinen Plättli mit Käse und Aufschnitt und gönnen uns am Abend ein leckeres Gordon Bleu. Sandro, ein weiterer Auswanderer aus dem Bündnerland und zudem Charlys Neffe, offeriert sogar den Grappa zum Dessert 😊





Denise, eine Liechtensteinerin, die eigentlich am Reisen ist aber seit drei Monaten auch dort wohnt, empfiehlt uns vor der Abreise noch einen Käser im Nachbarsdorf. Wir schauen bei der unscheinbaren Käserei vorbei und tatsächlich, hinter dem blauen Tor versteckt sich ein kleiner Hofladen mit diversen von europäischen Käsesorten, sogar Raclette hat er. Keine Frage, wir greifen zu!
Unser nächstes Ziel ist die Minenstadt Guanajuato. In den Bergen rund um die Stadt wurde früher Silber abgebaut und die Region gilt als eine der silberreichsten Gegenden der Welt. Heute boomt der Tourismus. Denn die Stadt liegt in einem Talkessel, umgeben von Hügeln, die allesamt mittlerweile überbaut wurden. Doch nicht einfach mit eintönigen Häusern, sondern mit bunt bemalten Fassaden, die das Stadtbild Guanajuatos ausmachen. Die unzähligen engen, steilen und farbigen Gassen laden zu einem Bummel durch die Stadt ein. Der Verkehr wird hier zum Teil durch die Gassen geleitet, doch mehrheitlich ist alles im Untergrund. Das merken wir bereits bei der Fahrt zu unserem Stellplatz. Hier gibt es in den Tunneln Fussgänger, Parkplätze, Kreuzungen, Ampeln… alles, was auch oberirdisch geht. Nicht ganz einfach zu Navigieren, denn das Navi hat kein Signal mehr und weiss nicht mehr, wo wir sind. Auf gut Glück fahren wir durch das Labyrinth und finden, nach der Fahrt die sehr steilen Hügel hoch unser Ziel. Einen Stellplatz mit Blick über die farbigen Häuschen und mit viel Hundegebell. Gemäss unbekannten Quellen sollen hier die lautesten Hunde in ganz Mexiko leben… und ja, sie sind laut, die ganze Nacht.
Wir erkunden die Stadt zu Fuss. Den kleinen Markt, die engen Gassen, die lebendigen Parks und die lauten Bars. Die Stadt ist auch unter der Woche richtig lebendig und quirlig und überall spielt Musik. Eine Stadtbesichtigung in Guanajuato ist nicht vollständig ohne einen Besuch beim Aussichtspunkt El Pípila. Von hier aus hat man eine tolle Sicht über die Innenstadt und die dahinterliegenden Wohnquartiere. Zwei Tage verbringen wir in der Stadt und bei dem tollen Gastroangebot könnten wir noch viel länger bleiben 😊




















Doch wir fahren weiter, nicht über den Highway was schneller wäre, sondern über die Berge. Die kurvige, aber wunderschöne Strecke führt uns zum Städtchen Dolores Hidalgo. Dieser Ort gilt als Wiege der mexikanischen Unabhängigkeit. Im Jahre 1810 wurde hier zum Kampf gegen die Besatzer aufgerufen und der blutige Feldzug gegen die Spanier begann. Der nächste Ort auf der Route wird als das Herz Mexikos bezeichnet. San Miguel de Allende wurde aufgrund der kolonialen Architektur und der guten Erhaltung der Gebäude 2008 als UNESCO Weltkulturerbe ausgezeichnet.
Die schöne Stadt wollen wir natürlich sehen. Uns erwarten wieder unzählige farbige Gassen, die einfach zu Fuss zu erkunden sind. Die Innenstadt ist wirklich traumhaft schön. Rund um die Kathedrale und den zentralen Park reihen sich Restaurants, Souvenirshops und Kunstgalerien. Die Fassaden der kolonialen Gebäude sind alle im Gelb-Orange-Rot Farbton gehalten. Der Ort ist bei amerikanischen Auswanderern sehr beliebt und das merkt man auch an den Preisen. Wir lassen es deshalb sein mit einer Erfrischung im Zentrum, sondern laufen ein paar Blocks raus zu einem Botanero. Ein Botanero ist eine Bar, die aber auch Snacks serviert und das zu sehr günstigen Preisen. Auf dem Rooftop des Botaneros geniessen wir den Ausblick mit bezahlbaren Drinks und einigen Snacks. Doch schon wenig später sucht uns unser erster mexikanischer Regenschauer heim und wir fliehen ins Trockene.















Dank den vielen Expats und den kanadischen Snowbirds (kanadische Pensionäre die den Winter hier verbringen), gibt es etwas ausserhalb der Stadt einen Laden mit diversen Spezialitäten. Wir nutzen die Gelegenheit, denn gewisse Sachen sind in mexikanischen Supermärkten einfach nicht oder nur sehr selten auffindbar. Wir stocken unser Lager wieder mit Tomatenpüree, Pelati und Gemüsebouillon auf. Für das Zmittag gibt es ein feines Vollkorn-Brötli und feinen Aufschnitt. Und in der Käseabteilung finden wir sogar Gerber Fondue. Ob wir das wohl gekauft haben? 😊

Die Städte waren wunderschön – bunt, lebendig und laut. Jetzt wollen wir wieder etwas Ruhe. Raus aus dem Trubel, rein in die Natur.
Wir haben schon einige Male von einem ganz besonderen Naturphänomen gehört, der Migration der Monarchfalter. Zurzeit ist auch die perfekte Saison dafür. Die Schmetterlinge sind jeweils im Sommer in Kanada, fliegen wenn es kalt wird südwärts, durch die USA nach Mexiko. Auf den Bergen in Michoacán, auf über 3300 Meter Höhe treffen sich die Insekten, um sich zu paaren, Eier zu legen und zu sterben. Das Phänomen ist bis heute noch nicht richtig erforscht und es gibt keine schlüssigen Erklärungen dafür, weshalb die Schmetterlinge diesen Ort finden. Die Schmetterlinge, die hier in Mexiko ankommen, werden in Kanada geboren. Sie alle fliegen dann nach Mexiko und treffen sich an ein und demselben Ort und dies, ohne jemals hier gewesen zu sein. Ihre Kinder werden dann in Mexiko geboren, fliegen zurück in die USA. Dann nach Kanada. Ihre Grosskinder werden dann den Weg nach Mexiko wieder auf sich nehmen und die Bäume auf den Bergen Mexikos wieder finden. Wie dieser interne Kompass der Schmetterlinge funktioniert, können selbst Schmetterling-Wissenschaftler nicht erklären.
Wir haben bereits in Kanada und den USA einige kleine Monarchfalter gesehen. Das waren angeblich die Eltern oder gar Grosseltern der Schmetterlinge, die jetzt hier sind. Denn im Norden sind die Schmetterlinge klein. Erst diejenigen die in Kanada geboren werden und den längsten Weg hier runter auf sich nehmen sind die grossen Exemplare mit bis zu 10 Zentimeter Flügel-Spannweite.
Genug jetzt mit der Theorie – wir fahren von San Miguel 250 Kilometer in den Süden. Kurz vor den Bergen machen wir eine kleine, unfreiwillige Stadtbesichtigung in Maravatio. Google Maps kennt die Strassen, besonders Einbahnstrassen, hier im Ort noch nicht so gut und wir landen mitten im Zentrum, mehr oder weniger inmitten eines Marktes… Nach einigen Runden im Stadtkern, finden wir den richtigen Weg und fahren hoch in die Berge, durch Bergdörfer und rein in den dichten Wald. Es ist schon etwas komisch, in Europa wären wir schon lange über der Baumgrenze, doch hier beginnt der Wald erst so richtig. Wir sind mittlerweile auf über 3000 Höhenmeter und erreichen bald unser Ziel. Das Santuario de la Mariposa Monarca de Sierra Chincua ist ein Schutzgebiet für die Schmetterlinge. Man zahlt ein paar Pesos Eintritt und Parking-Gebühren, dafür werden die Schmetterlinge geschützt. Vom Eingang muss man etwa 3 Kilometer bergaufwärts spazieren, bis man auch wirklich da ist, wo die Schmetterlinge sind. Auf dem Weg dorthin überholen uns immer wieder Pferde, denn man kann sich auch ein Pferd mieten. Doch uns tut das Laufen gut, nach all dem mexikanischen Essen (sehr lecker, aber halt eben nicht sooo gesund).
Auf dem Spaziergang zu den Schmetterlingen surren immer wieder Kolibris um uns herum. So viele Kolibris auf einmal, unglaublich! Das ist fast noch cooler als die Schmetterlinge 😊 Aber wir sind ja wegen den Schmetterlingen da. Schon bald erreichen wir die Absperrung, hier startet der geschützte Raum für die Falter. Erst sehen wir einige orange Tiere rumfliegen und auf dem Boden liegen einige Tote. Die richtig grossen Massen sehen wir auf den ersten Blick noch nicht. Doch bei genauerem Hinsehen, merken wir, dass die Äste vor uns auf den Bäumen, nicht voller Blätter sind, sondern es sind Tausende von Schmetterlingen, wenn nicht Millionen!
Es ist etwas bewölkt und deshalb leuchten die orangen Falter nicht so grell, beziehungsweise sie haben die Flügel eingeklappt, um Wärme zu speichern. Doch als dann die Wolken vorbeigezogen sind und die Sonnenstrahlen durch den Wald auf die Bäume strahlen, dann geht’s los. Einige Schmetterling fliegen los, weitere öffnen ihre Flügel. Der vorher noch graue Baum leuchtet orange, und immer mehr Exemplare steigen in die Luft, um sich etwas Nahrung zu suchen oder wärmende Sonnenstrahlen zu finden. Ein unglaubliches Schauspiel. Es ist ein einmaliges Erlebnis und wir geniessen es in vollen Zügen, denn sowas werden wir wahrscheinlich nie mehr sehen.

































Keine 2 Minuten unterhalb des Sanctuary befindet sich etwas versteckt eine grosse Lichtung im Wald. Wir sind heute genug gefahren und deshalb bleiben wir hier für die Nacht. Wir sind auf 3000 Meter über Meer und wir bereiten uns auf eine sehr kalte Nacht vor. Noch bevor die Sonne untergeht, kochen wir unser Nachtessen, denn sobald die Sonne weg ist, sinken die Temperaturen im Eiltempo unter Null. Und ja, es wurde richtig kalt. Noch vor den ersten Sonnenstrahlen wachen wir auf und sind richtig froh, dass wir einfach kurz die Standheizung andrehen können. Uns ist noch immer unklar, weshalb die Schmetterlinge, obwohl sie vor der Kälte im Norden fliehen, auf über 3000 Meter ziehen. Wegen der Wärme ist es bestimmt nicht.







Wir fahren wieder runter vom Berg und noch immer zeigt das Thermometer Temperaturen mit einem Minus voran. Wir müssen uns aufwärmen. Und wo macht man das besser als in heissen Quellen, die aus einem Berg sprudeln? Ja, dahin geht’s jetzt!